Diltiazem - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (2024)

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Der Arzneistoff Diltiazem wird als Calciumkanal-Antagonist (Calciumkanalblocker) zur Behandlung von Herzerkrankungen angewendet. Das Herzmedikament wirkt gefäßerweiternd (vasodilatierend) und leitungsverzögernd, wodurch es auch bei Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen) als Antiarrhythmikum der Klasse IV eingesetzt wird. Diltiazem senkt zudem den Blutdruck und kann lokal zur Behandlung von Analfissuren verwendet werden.

Diltiazem: Übersicht

Anwendung

Wirkmechanismus

Pharmakokinetik

Dosierung

Nebenwirkungen

Wechselwirkungen

ATC Code

  • C05AE03 - Diltiazem
  • C08DB - Benzothiazepin-Derivate

Diltiazem - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (7)

Anwendung

Der Calciumkanalblocker Diltiazem hat folgende Indikationen:

  • chronisch stabile Angina pectoris (Belastungs-Angina)
  • instabile Angina pectoris (Crescendo-Angina, Ruhe-Angina)
  • vasospastische Angina pectoris (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina)
  • Hypertonie
  • Herzrhythmusstörungen

Der Wirkstoff ist in Form von Tabletten, Filmtabletten, Retardtabletten und retardierten Hartkapseln auf dem deutschen Markt verfügbar.

Wirkmechanismus

Diltiazem ist ein kationisch amphiphiler Wirkstoff, dessen positiv geladener Stickstoff für die Bindung an das Kanalprotein wichtig ist. Als Calciumkanalblocker hemmt Diltiazem den Einstrom von Calciumionen durch den spannungsabhängigen L-Typ-Calciumkanal. Hierdurch wirkt der Arzneistoff über eine Abnahme des peripheren Gefäßwiderstandes vasodilatierend und blutdruchsenkend. Diltiazem reduziert die Herzfrequenz, die AV-Überleitung, die Kontraktionskraft und hat antiarrhythmische Effekte. Darüber hinaus wirkt Diltiazem am AV-Knoten negativ dromotrop und am Sinusknoten negativ chronotrop.

Diltiazem - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (8)

Pharmakokinetik

  • Diltiazem unterliegt einem ausgeprägten first pass Metabolismus, so dass die systemische Verfügbarkeit nur bei etwa 40% liegt.
  • Maximale Plasmakonzentrationen werden bei oraler Gabe nach 3 bis 4 Stunden erreicht.
  • Die Plasmaproteinbindung liegt bei 70 bis 85%, wobei 35 bis 40% an Albumin gebunden sind.
  • Diltiazem wird nahezu vollständig in der Leber metabolisiert.
  • Im Vergleich zur unveränderten Substanz zeigen die primären Metaboliten N-Desmethyldiltiazem und Desacetyldiltiazem eine abgeschwächte pharmakologische Wirkung (etwa 20% bzw. etwa 25 bis 50% der Wirksamkeit).
  • Die weiteren Metabolite sind pharmakologisch inaktiv.
  • Bei Vorliegen von Leberfunktionsstörungen ist mit einer verzögerten Metabolisierung zu rechnen.
  • Die Eliminationshalbwertszeit beträgt im Durchschnitt 6 Stunden und kann insbesondere bei älteren Patienten sowie Patienten mit Leberfunktionsstörungen verlängert sein.

Dosierung

Behandlung Hypertonie

  • Kapseln mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 120 bis 240 mg p.o. einmal täglich. Erhöhung der Dosis nach Bedarf auf eine Erhaltungsdosis von 120 bis 540 mg p.o. einmal täglich. Die Maximaldosis beträgt 540 mg/Tag.
  • Beschichtete Kapseln mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 180 bis 240 mg p.o. einmal täglich, Erhöhung der Dosis nach Bedarf. Erhaltungsdosis: 240 bis 360 mg p.o. einmal täglich. Maximaldosis: 480 mg/Tag.
  • Tabletten mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 180 bis 240 mg p.o. einmal täglich. Erhöhung der Dosis nach Bedarf auf eine Maximaldosis von 540 mg/Tag.

Behandlung Vorhofflimmern

  • Bolusinjektion: Initiale Bolusdosis: 0,25 mg/kg i.v. als Bolus, der über 2 Minuten verabreicht wird. Nach 15 Minuten kann bei Bedarf ein zweiter Bolus von 0,35 mg/kg i.v. (über 2 Minuten) verabreicht werden.
  • Kontinuierliche Infusion: Die Dauerinfusion sollte unmittelbar nach einer Bolusinjektion von 0,25 mg/kg i.v. oder mit 0,35 mg/kg i.v. über 2 Minuten beginnen. Anfängliche Infusionsrate: 10 mg/h. Erhaltungsinfusionsrate: Die Infusionsrate kann in Schritten von 5 mg/h bis auf 15 mg/h erhöht werden. Maximale Dauer: 24 Stunden.

Behandlung von Vorhofflattern

  • Bolusinjektion: Anfängliche Bolusdosis: 0,25 mg/kg i.v. als Bolus, der über 2 Minuten verabreicht wird. Nach 15 Minuten kann bei Bedarf ein zweiter Bolus von 0,35 mg/kg i.v. (über 2 Minuten verabreicht) verabreicht werden.
  • Kontinuierliche Infusion: Die Dauerinfusion sollte unmittelbar nach einer Bolusinjektion von 0,25 mg/kg i.v. oder 0,35 mg/kg i.v. über 2 Minuten beginnen. Anfängliche Infusionsrate: 10 mg/h. Erhaltungsinfusionsrate: Die Infusionsrate kann in Schritten von 5 mg/h bis auf 15 mg/h erhöht werden. Maximale Dauer: 24 Stunden.

Supraventrikuläre Tachykardie

  • Bolusinjektion: Anfängliche Bolusdosis: 0,25 mg/kg i.v. als Bolus, der über 2 Minuten verabreicht wird. Nach 15 Minuten kann bei Bedarf ein zweiter Bolus von 0,35 mg/kg i.v. (über 2 Minuten) verabreicht werden.
  • Kontinuierliche Infusion: Die Dauerinfusion sollte unmittelbar nach einer Bolusinjektion von 0,25 mg/kg i.v. oder 0,35 mg/kg i.v. über 2 Minuten beginnen. Anfängliche Infusionsrate: 10 mg/h. Erhaltungsinfusionsrate: Die Infusionsrate kann in Schritten von 5 mg/h bis auf 15 mg/h erhöht werden.Maximale Dauer: 24 Stunden.

Angina-Pectoris-Prophylaxe

  • Kapseln mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 120 bis 180 mg p.o. einmal täglich, Erhöhung der Dosis alle 7 bis 14 Tage nach Bedarf. Maximaldosis: 540 mg/Tag.
  • Beschichtete Kapseln mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 120 bis 180 mg p.o. einmal täglich, Erhöhung der Dosis alle 7 bis 14 Tage nach Bedarf. Maximaldosis: 480 mg/Tag
  • Tabletten mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 180 mg p.o. einmal täglich, Erhöhung der Dosis alle 7 bis 14 Tage nach Bedarf. Maximaldosis: 360 mg/Tag.
  • Tabletten mit sofortiger Freisetzung: Anfangsdosis: 30 mg p.o. 4-mal täglich (vor den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen), schrittweise Erhöhung alle 1 bis 2 Tage, bis das optimale Ansprechen erreicht ist. Erhaltungsdosis: 180 bis 360 mg oral pro Tag in aufgeteilten Dosen (3 bis 4 mal täglich).

Kongestive Herzinsuffizienz

  • Kapseln mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 120 bis 180 mg p.o. einmal täglich, Erhöhung der Dosis alle 7 bis 14 Tage nach Bedarf. Maximaldosis: 540 mg/Tag.
  • Beschichtete Kapseln mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 120 bis 180 mg p.o. einmal täglich, Erhöhung der Dosis alle 7 bis 14 Tage nach Bedarf. Maximaldosis: 480 mg/Tag
  • Tabletten mit verlängerter Freisetzung: Anfangsdosis: 180 mg p.o. einmal täglich, Erhöhung der Dosis alle 7 bis 14 Tage nach Bedarf. Maximaldosis: 360 mg/Tag.
  • Tabletten mit sofortiger Freisetzung: Anfangsdosis: 30 mg p.o. 4-mal täglich (vor den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen), schrittweise Erhöhung alle 1 bis 2 Tage, bis das optimale Ansprechen erreicht ist. Erhaltungsdosis: 180 bis 360 mg oral pro Tag in aufgeteilten Dosen (3 bis 4 mal täglich).

Nebenwirkungen

Zu den sehr häufig auftretenden Nebenwirkungen (≥1/10) zählen:

  • Peripheres Ödem

Zu den sehr häufig auftretenden häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) zählen:

  • Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schwächegefühl
  • AV-Block, Knöchel- bzw. Beinödeme
  • Flush
  • Obstipation, Dyspepsie, Magenschmerzen, Übelkeit
  • allergische Hautreaktionen, Juckreiz, Rötungen der Haut
  • allgemeine Befindlichkeitsstörungen

Wechselwirkungen

  • Diltiazem wird durch CYP3A4 metabolisiert. In Fällen einer gemeinsamen Anwendung mit einem stärkeren CYP3A4-Inhibitor kann es zu einer Erhöhung der Diltiazem-Plasmaspiegelkommen
  • CYP3A4-Substrate: Erhöhung der Plasmaspiegel jedes der beiden gemeinsam verabreichten Arzneimittel
  • CYP3A4-Induktor: Verminderung der Diltiazem-Plasmaspiegel
  • Glucokortikoide (Methylprednisolon): Hemmung des Methylprednisolon-Metabolismus (CYP3A4) und Hemmung von P-Glykoprotein
  • Lithium: Risiko einer verstärkten Lithiumtoxizität
  • Nitratderivate: Verstärkte blutdrucksenkende Wirkung und Schwächegefühl
  • Alpha-Antagonisten: Hypotonie
  • Amiodaron und Digoxin: erhöhtes Bradykardierisiko
  • Beta-Rezeptorenblocker, Antiarrhythmika oder Herzglykoside: Wirkungsverstärkung möglich
  • Medikamente, die über CYP3A4 abgebaut werden z.B. Simvastatin, Lovastatin oder Atorvastatin: Erhöhte und/ oder verlängerte Wirkung einschließlich Nebenwirkungen (z.B. Rhabdomyolyse, Myositis oder Hepatitis)
  • Carbamazepin, Midazolam, Triazolam, Alfentanil, Theophyllin, Ciclosporin A, Digoxin und Digitoxin: Plasmaspiegel können unter gleichzeitiger Behandlung mit Diltiazem ansteigen
  • Rifampicin: Risiko einer Verminderung der Diltiazem-Plasmaspiegel
  • Cimetidin oder Ranitidin: Anstieg des Diltiazem-Plasmaspiegels
  • Nifedipin: verminderte Clearance von Nifedipin

Kontraindikation

Diltiazem darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • AV-Block II. oder III. Grades
  • SA-Block II. und III. Grades
  • Sinusknotensyndrom, außer bei Patienten mit Herzschrittmacher
  • Schock
  • akuter Herzinfarkt mit Komplikationen (Bradykardie, ausgeprägte Hypotonie, Linksherzinsuffizienz)
  • manifeste Herzinsuffizienz
  • schwere Bradykardie (Ruhepuls unter 40 Schlägen pro Minute)
  • gleichzeitige intravenöse Gabe von Dantrolen
  • gleichzeitige intravenöse Gabe von Betarezeptorenblockern
  • Kombination mit Ivabradin
  • Linksherzinsuffizienz mit Lungenstauung
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Während der Schwangerschaftdarf Diltiazem nicht eingenommen werden.

Stillzeit

Während derStillzeitdarf Diltiazem nicht eingenommen werden.

Verkehrstüchtigkeit

Verapamil kann individuell unterschiedliche Wirkungen auf das Reaktionsvermögen haben und dieses soweit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt werden kann.

Anwendungshinweise

  • Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei AV-Block oder SA-Block I. Grades, intraventrikulären Leitungsstörungen (z.B. Links- oder Rechtsschenkelblock), Hypotonie, gleichzeitiger oraler Therapie mit β-Rezeptorenblockern.
  • Vor einer Allgemeinanästhesie muss der Anästhesist über die Einnahme von Diltiazem informiert werden. Die Hemmung der kardialen Kontraktilität, der kardialen Überleitung und des Herzrhythmus sowie die Gefäßdilatation, die sich im Zusammenhang mit Anästhetika ergeben, können durch Calciumantagonisten verstärkt werden.
  • Calciumkanalblocker können Stimmungsänderungen bis hin zu Depressionen auslösen.
  • Diltiazem hat eine hemmende Wirkung auf die Darmmotilität. Aus diesem Grund ist es im Fall von Patienten, bei denen das Risiko eines Darmverschlusses besteht, mit Vorsicht anzuwenden.

Alternativen

Ein weiterer L-Typ Calciumkanalantagonist vom Phenylalkylamintyp ist Verapamil.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:

414.52 g·mol-1

Mittlere Halbwertszeit:

ca. 6.0 H

Q0-Wert:

0.9

Kindstoff(e):

Diltiazem hydrochlorid

Autor:

Dr. Isabelle Viktoria Maucher (Apothekerin)

Stand:

21.12.2022

Quelle:

  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth "Medizinische Chemie", 2. Auflage 2010
  2. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11., Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. Drugs: Diltiazem, abgerufen 25.02.2022

Abbildung

Dr. Isabelle Viktoria Maucher, Created with Biorender

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